Elon Musk und der Justizvollzug
- Foto: BSBD-intern Jens Cullmann
Betrachtungen zum dritten Einstiegsamt
Wochenkonferenz; Tesla Hauptgebäude, Kalifornien:
Elon Musk sitzt am großen Mahagonitisch und leitet zum gefühlt 100. Mal mit Umsicht und Geschick die Tesla Wochenkonferenz. Er führt die Beiträge der Professoren, Ingenieure und Softwareentwickler zusammen um zügig die Entscheidungen für die nächsten Wochen treffen zu können.
In den folgenden mindestens 2 Stunden ist er auch als Moderator gefragt. Es gilt, die Aufmerksamkeitsspanne hochzuhalten, was ihm mit einigem Geschick und Durchsetzungsvermögen auch immer wieder gelingt.
Zurück in seinem Büro verfällt er ins Grübeln. Irgendetwas stimmt hier nicht. Mit einem Mal geht ihm auf, dass sämtliche Teilnehmer der gerade beendeten Konferenz über besser dotierte Verträge verfügen als er selbst. Entweder ist die Lebensarbeitszeit attraktiver geregelt und/ oder es wird schlicht mehr Gehalt gezahlt
Zwar sieht er sich als Enthusiasten, der mit Leidenschaft für seine Visionen kämpft, dennoch geht ihm diese Ungerechtigkeit etwas zu weit. Er ist es doch, der das unternehmerische Risiko und die Verantwortung trägt. Und er unterschreibt! Der Chef muss auch an der Spitze der Gehaltstabelle feststehen, so ist es doch, oder?
Vollzugs- und Eingliederungsplan Konferenz in einer beliebigen Justizvollzugsanstalt in Rheinland-Pfalz.:
Der/die VollzugssabteilungsleiterIn sitzt am 70er JahreFurnierholz Konferenztisch und leitet zum gefühlt 100. Mal mit Umsicht und Geschick die Vollzugs und Eingliederungsplankonferenz. Er/sie führt die Beiträge der Psychologen, Sozialarbeiter und Abteilungsbediensteten zusammen um zügig die Lockerungsentscheidungen für die Inhaftierten seiner Abteilung treffen zu können. In den folgenden mindestens 2 Stunden ist er/ sie auch als ModeratorIn gefragt. Es gilt, die Aufmerksamkeitsspanne hochzuhalten, was ihm / ihr mit einigem Geschick und Durchsetzungsvermögen auch immer wieder gelingt.
Zurück in seinem/ ihrem Büro verfällt er/ sie ins Grübeln. Irgendetwas stimmt hier nicht. Mit einem Mal geht ihm/ihrauf, dass sämtliche Teilnehmer der gerade beendeten Konferenz über besser dotierte Verträge verfügen als er/ sie selbst. Entweder ist die Lebensarbeitszeit attraktiver geregelt (die AbteilungsbeamtInnen gehen mit 60 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand) und/oder es wird schlicht mehr Gehalt gezahlt. Der/die VollzugsabteilungsleiterIn befindet sich überwiegend in der Gehaltsgruppe A9 oder A 10, die teilnehmenden Sozialarbeiter, Sozialarbeiterinnen Psychologen, Psychologinnen werden oftmals mit A 11, 12,13 oder 14 dotiert. Und sind damit nicht überbezahlt!
Zwar sieht er/sie sich als EnthusiastIn, der/die mit Leidenschaft seinen/ihren verantwortungsvollen Beruf ausübt, dennoch geht ihm/ ihr diese Ungerechtigkeit etwas zu weit. Er/ sie ist es doch, der /die Vollzugs- und Entwicklungspläneunterschreibt und für die weitreichenden Lockerungsentscheidungen die Verantwortung trägt. Der Chef, die Chefin muss auch an der Spitze der Gehaltstabelle stehen, so ist es doch, oder?
Hat nicht das gerade beendete unselige Limburg Verfahren gezeigt, welche Sorgfalt und Genauigkeit ihm/ihr abverlangt wird und wie weitreichend die Konsequenzen der getroffenen Entscheidungen nachwirken können?
Der/die VollzugsabteilungsleiterIn fragt sich, ob diese Ungerechtigkeit den Anstaltsleitenden und der Aufsichtsbehörde bekannt bzw. bewusst ist.
Gehört er/sie nicht zu den am besten für den Justizvollzug ausgebildeten Führungskräften? Ist er/sie nicht in allen Verwaltungsabteilungen einsetzbar? Wird diese Flexibilität geschätzt?
Oder ist es vielleicht so, dass auch der Justizminister oder Abteilungsleiter in den von ihnen geleiteten Konferenzen derjenige ist, der am wenigsten Geld verdient?
Diese Gedanken treiben ihn/ sie leider um. Wechseln deshalb vermehrt KollegInnen zu anderen Behörden?
Er/ sie will sich jedoch nicht zu sehr ablenken lassen, die nächste Vollzugs- und Eingliederungsplankonferenz steht an. Wieder müssen zahlreiche Entscheidungen getroffen werden.Und gerichtliche Entscheidungen, Dienstaufsichtsbeschwerden, Stellungnahmen zur vorzeitigen Entlassung sowie besondere Sicherungsmaßnahmen und und und… wollen auch noch abgearbeitet werden.
Der/die VollzugsabteilungsleiterIn träumt davon, dass sein/ ihr Engagement endlich mehr gesehen und honoriert wird.
Die Aufstellung des Haushalts für das Haushaltsjahr 2021 belehrt ihn/sie eines Besseren.
Für die KollegInnen der Fachdienste und die VollzugsdienstleiterInnen wurde einiges getan. Das freut ihn/sie.
Seine /ihre Laufbahn jedoch wurde komplett vergessen!
P.S: Nur vorsichtshalber: Ich vergleiche uns natürlich nicht mit Elon Musk - hier ging es darum, Aufmerksamkeit zu erzielen!!!
Jens Cullmann, JVA Trier
Rheinland-Pfalz