Wir müssen unsere Kolleginnen und Kollegen für diese Gedenkarbeit sensibilisieren. Schon seit Jahren, so Conrad, bietet die Gewerkschaft Seminare zu der Thematik an. Unter dem Seminartitel “Intervenieren, nicht resignieren – Rechtsextremismus als Herausforderung für den Strafvollzug in Rheinland-Pfalz“ werden die Vollzugsbediensteten von ihrer Gewerkschaft zu dem Thema geschult.
Auch bei Treffen mit polnischen Strafvollzugskolleginnen und – kollegen steht der Besuch der KZ Gedenkstätte Ausschwitz und des Vernichtungslagers Birkenau als feste Themenschwerpunkte im Programm.
Auf Initiative der Interessenvertretung der Bediensteten besucht der Abschlusslehrgang der jungen Kolleginnen und Kollegen während ihres Aufenthaltes in der Justizvollzugschule Wittlich auch regelmäßig die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Hinzert im Hunsrück.
Die traurige Rolle der Justiz und des Vollzugs im Dritten Reich darf nicht in Vergessenheit geraten, so der Gewerkschaftschef, er begrüßt und unterstützt die Aktion „ Stolpersteine“ der Justizvollzugsanstalt Wittlich.
Anlässlich der Verlegung von zwei „Stolpersteinen“ auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt Wittlich am Samstag, den 22. Februar 2014 durch den Künstler Gunter Deming erklärte Justizminister Jochen Hartloff, dass dies erst der Anfang sei. Man untersucht zur Zeit seitens des MJV, in wie weit auch bei weiteren Justizvollzugsanstalten in Rheinland-Pfalz, die bereits während des Unrechtsregimes des Nationalsozialismus bestanden haben, „Stolpersteine“ zu verlegen, um das Gedenken lebendig zu halten und den Opfern zumindest symbolisch ihren Namen zurückzugeben.
Ein „Stolperstein“ erinnert an den französischen Priester Jean Daligault. Bei Verhören hatte man ihm die Zähne ausgeschlagen, so dass seine Mitgefangenen ihm das Brot mit Wasser einweichen mussten, damit er essen konnte. Er starb schließlich, von den Nazis gefangen genommen und gequält, weil er sich am französischen Widerstand - der Résistance - beteiligt hatte.
Der zweite „Stolperstein“ erinnert an Karl-Heinz Scheurer. Karl-Heinz Scheurer wurde 1935 zwangssterilisiert und 1941 von den Nazis ermordet. Scheurer wurde 1916 geboren und war in einem staatlichen Erziehungsheim untergebracht. Bei ihm wurde eine sogenannte Erbgutdiagnose mit dem Resultat „angeborener Schwachsinn“ diagnostiziert.
Jean Daligault und Karl-Heinz Scheurer waren zeitweilig im Wittlicher Gefängnis untergebracht.
Initiiert wurde die Verlegung der „Stolpersteine“ von der Wittlicher Georg-Meistermann-Gesellschaft. Maßgeblich unterstützt wird das Erinnerungsprojekt vom rheinland-pfälzischen Justizminister Jochen Hartloff, dem Bürgerbeauftragten des Landes Rheinland-Pfalz, der gleichzeitig Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz und Vorsitzender des Fördervereins KZ Hinzert ist, Herrn Dieter Burgard, sowie dem Anstaltsleiter der Justizvollzugsanstalt Wittlich, Herrn Robert Haase.